Bergjagd Camp 2019

Die Bergjagd ist für viele so nah und doch so fern.
Mit diesem Grundgedanken beschloss ich ein Event in die Welt zu rufen, welches einigen Personen die Möglichkeit bieten soll die Bergjagd hautnah zu erleben.
Gesagt, getan! Ich machte mich auf die Suche nach geeigneten Partnern um das Projekt zu realisieren. Nach einigen Telefonaten und Mails stand schnell fest, dass das Interesse an diesem Anlass gross ist und das Camp zustande kommt.
Es war für mich Neuland, etwas in diesem Rahmen zu organisieren und deshalb war ich sehr froh einen erfahrenen Partner wie Outfluence an meiner Seite gehabt zu haben. Mit vielen guten Ratschlägen konnte ich mich auf die Umsetzung des Camps fokussieren.
Das geeignete Revier war ebenfalls schnell gefunden und ich konnte mir vier Wochen vor dem Camp schon ein Bild über die Infrastruktur und die Revierbegebenheiten machen. Die Bedingungen im Revier waren geradezu perfekt und mir kam eine Idee nach der anderen. Ein Revier in welchem man Jagen, Fischen und Campieren kann. Was will man mehr!?
Jetzt aber genug mit Vorspann!
Am 14. August war es endlich soweit! Die Teilnehmer trafen in der gemütlichen Jagdhütte in den Steirischen Alpen ein und es herrschte von Beginn an eine ausgelassene und vertraute Stimmung. Am besagten Abend wurde dann im angenehm warmen Hot Tub, bei einem oder dem anderen kühlen Getränk über diverse Themen gefachsimpelt.
Der folgende Tag brach an und es galt sich bereit zu machen für den Aufstieg ins «Camp 2».
Alle Teilnehmer sortierten ihre Jagdsachen so, dass sie möglichst wenig Gewicht jedoch alles Notwendige dabeihatten. Einfacher gesagt als getan! Da wir in der folgenden Nacht am Berg übernachten wollten mussten wir natürlich zusätzliches Camping-Material mitnehmen. Die Rucksäcke wurden so befüllt, dass die am Berg gewohnten Personen etwas mehr und die weniger erfahrenen etwas leichteres Gepäck tragen mussten. Das bedeutete für mich, dass ich einen “Rucksack“ von schätzungsweise 40kg geschultert habe. Nichtsdestotrotz ging es los auf die steile Tour. Die Gruppe wurde anfänglich in zwei, nach der Hälfte der Strecke in drei geteilt um auch schon beim Aufstieg die Möglichkeit zu nutzen zu Jagen. Die ersten zwei Gruppen hatten beim Aufstieg keinen Anblick und machten sich daran die Zelte aufzubauen. Kaum angefangen fielen schon die ersten Regentropfen. Wie sich später rausstellte waren dies auch nicht die letzten. Dazu aber später mehr.
Mittlerweile wahren schon knapp vier Stunden seit dem Start vergangen als sich die dritte Gruppe meldete und uns Bescheid gab, dass sie Gamswild in Anblick haben. Mit dieser Information beschlossen wir dann zwei Jäger vom Aufbau abzuziehen und auf Ansitz zu schicken. Die zurückgebliebenen Jäger im Camp liessen sich in dieser Zeit die Chance nicht entgehen, sich am glassklaren Bergsee mit Angeln zu versuchen. Lina, die noch keine Erfahrung hatte, legte auch gleich Vollgas los und fing die ersten zwei Saiblinge. «Petri Heil»
Plötzlich klingelt das Telefon. «Gams Tot»
Die dritte Gruppe hat tatsächlich, nach rund sechs Stunden Pirsch, eine Gams erlegen können. Sie baten uns, dass ihnen bitte zwei bis drei Leute entgegenkommen möchten, da sie mittlerweile relativ erschöpft waren. Das musste man natürlich nicht zweimal sagen! Wir machten uns umgehend auf den Weg zu ihnen. Nach etwa 30min trafen wir auf die erfolgreichen Gamsjäger. Die Freude war gross und die Anstrengung der letzten Stunden stand ihnen förmlich ins Gesicht geschrieben. Da es schon langsam dunkel wurde entschlossen wir uns nicht lange zu verweilen und uns zügig auf den Rückweg zu machen.
Pünktlich zur Dunkelheit trafen wir im Camp ein und der Schütze wurde mit kräftigen Waidmannsheil empfangen.
Das zuvor gesammelte Brennholz wurde nun zu einem wohligen Feuer entfacht und die Truppe stand in gemütlicher Stimmung rundherum. Der Schütze, welcher sein erstes Stück Gamswild erlegen konnte musste natürlich auch noch zum Gamsjäger geschlagen werden. So liess er am Rande des Feuers seine Hosen runter und alle Beteiligten durften mit dem Bergstock kräftig hinlangen. Pünktlich zum ersten Jägerschlag fing es dann an zu Regnen und das Wetter wurde ungemütlich. Dies lies unseren ursprünglichen Plan, am Feuer zu essen Platzen und wir verschoben uns in das grosse Zelt. Im Zelt angekommen merkten wir gleich, dass die ganze Geschichte etwas undicht war und an einigen Stellen Wasser durch tropfte. Nichtsdestotrotz setzten wir uns gemütlich im Kreis hin und genossen die Jausen und die auf dem Gaskocher gebratenen Würste. Ein Ambiente der speziellen Art, welches man nur erleben kann, wenn man sich auf genau solche Abenteuer einlässt!
Da wir wegen des Gewichtes nur wenig Bier und Wein ins Camp getragen haben legten wir uns sobald diese getrunken waren allmählich in die Kojen. Regen und Wind wurde in der Nacht nochmals stärker, dies beeinflusste aber den Bärenschlaf der Teilnehmer nur wenig.
Am darauffolgenden Morgen war das Wetter leider nicht viel besser, sodass wir uns entschlossen abzusteigen und auf die Abendjagd zu hoffen. Nachdem alle ihre Sachen gepackt hatten machte sich der Grossteil der Gruppe auf den Weg. Nur Maxi, Andrea, Marta und ich brauchten noch etwas länger. Dies stellte sich letztendlich als glücklicher Zufall dar.
Wir stiegen etwa 15min nach den Anderen auf dem gleichen Pfad ab. Alle vier waren etwas deprimiert, dass das Wetter ein Jagen nicht zuliess.
Mit gesenktem Kopf liefen wir also talwärts. Doch nach knapp 200 Metern sah ich plötzlich im Augenwinkel einen rehroten Fleck. Mit einem kurzen Handsignal zeigte ich Maxi und den anderen, dass da etwas ist. Wie Dominosteine liessen sie sich hinter mir langsam zu Boden sinken damit sie das Stück nicht eräugt. Während ich mit meinem Fernglas das noch unbestimmte Stück ansprach nahm Maxi seine Waffe vom Rucksack ab und kroch zu mir nach vorne. Als er an meiner Seite angekommen war trat das Reh aus dem Gebüsch aus und ich sah gleich, dass es sich um einen passenden Spiesser handelte. Der junge Bock zog jedoch unbeeindruckt von uns weg und ich wusste, wenn er hinter dem Horizont verschwindet ist es das gewesen. Schnellstmöglich nahm ich den Blatter aus dem Rucksack und versuchte mit einigen Pia Lauten den Bock in unsere Richtung zu locken. Schon beim ersten Laut drehte sich der Bock und rannte auf uns zu. Nach einigen weiteren Sprengfiepen stand der Bock auf rund 60 Meter breit und Maxi konnte einen sauberen Blattschuss anbringen. Waidmannsheil! Die Freude war riesig und wir konnten es kaum fassen, wie schnell sich unsere anfänglich deprimierte Stimmung zu unglaublich glücklich ändern konnte.
Nun stand Natürlich noch die Bergung an. Da alles bergab ging konnten wir den Bock verhältnismässig einfach bergen. Nach einer halben Stunde trafen wir bei den Anderen ein und wir genossen die Aussicht noch ein wenig bevor wir uns auf den Weg zur Hütte machten.
Wir entschlossen uns den Tag gemütlich zu gestalten und fuhren in ein kleines aber feines Restaurant am Fuße des Berges um uns österreichische Spezialitäten einzuverleiben.
Die Portionen waren riesig und spätestens nach dem Dessert kamen Zweifel auf ob überhaupt noch jemand in der Lage sein wird am Abend zu den Gämsen aufzusteigen. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung und wir genossen die gemeinsame Zeit.
Zurück in der Hütte machten wir dann unsere Pläne und die Leute packten ihre Sachen für die Abendjagd. Der Ansitz verlief für die meisten mit viel Anblick. Beute machen konnten wir an diesem Abend jedoch nicht mehr.
Der nächste Morgen.
Das Wetter war hervorragend und die Motivation groß. Also nichts wie hoch auf den Berg zum Gamswild. Wir bildeten wieder drei Gruppen. Rollo mit Lina (Team Rollina), Shanna mit Alex und Maxi mit mir. Alle Teams machten sich auf den Weg um auf Gams und Murmel zu jagen. Begleitet vom Camerateam Andrea und Marta stiegen wir Meter um Meter auf. Wir beschlossen uns bis auf einen grantigen Vorsprung aufzusteigen und uns bis dahin im Windschatten zu halten. Oben angekommen hatten wir die perfekte Aussicht. Fast das ganze Tal konnte von hieraus überblickt werden. Es dauerte auch nicht lange bis wir die ersten Gemse gefunden hatten. Leider waren diese an einer Stelle, wo wir unmöglich rangekommen währen. Nach weiterem abglasen konnten wir dann ein etwas grösseres Rudel betätigen, welches sich weit oben auf dem Berggrat befand. Kurz abgesprochen und gleich losgelaufen. Es waren noch gute 300 Höhenmeter vor uns und der Wind war nicht optimal. Wir kamen sehr gut voran und waren innerhalb kurzer Zeit ganz oben. Leider waren die Gemsen, wie schon vermutet, weitergezogen und wir konnten sie nicht mehr sichten. Trotzdem war die Aussicht unbeschreiblich. Wir genossen die 360° Rundsicht für einige Minuten bevor wir uns wieder für den Abstieg entschieden. Der Weg runter führte zurück zum Bergsee, an welchem wir zu Beginn unser Camp hatten. Da wir uns mit sehr viel Zuversicht auf unsere Angelkünste verlassen hatten gingen wir ohne Verpflegung auf die Tour und nun galt es Fische zu fangen. Zu viert begannen wir zu angeln doch die Fische schienen heute nicht sehr gut zu beissen. Wir hatten uns geistig schon mehr oder weniger auf einen Diät-Tag eingestellt als dann doch Plötzlich ein Fisch auf meinen Streamer an der Fliegenrute biss. Die Freude war riesig über den grossen Saibling. Ein kleines aber feines Mittagessen war somit gesichert. Marta, Andrea und ich machten uns daran ein Feuer zu entfachen um den gefangenen Fisch zu grillen. In dieser Zeit versuchte Maxi es weiter und tatsächlich, er fing mit dem letzten Wurf einen zweiten Saibling. Nun hatten wir genug um uns alle einigermassen aufzusättigen. Die Fische haben wir kurzerhand auf einen Lärchenzweig aufgespiesst und auf der offenen Flamme gegart. Ein Traum!
Nach dem Essen hatten wir dann noch schnell das übergebliebene Material vom Camp in den Rucksäcken verstaut und den Rückweg angetreten. Von den anderen Gruppen hatten wir bis dahin noch nichts gehört und wir freuten uns ihre erlebten Erlebnisse zu hören.
Zuerst jedoch galt es noch in tieferen Lagen auf einem Bodensitz auf Rotwild anzusitzen.
Wir bezogen unseren Sitz und warteten ab, was die Dämmerung mit sich bringen würde. Nach einer knappen Stunde trat dann auch tatsächlich Rotwild aus. Nach kurzem Ansprechen war klar, dass es sich um ein Tier, ein Schmaltier und ein sehr schwaches Kalb handelte. Sie zogen gemütlich äsend über eine relativ steile Bergwiese, welche immer wieder von Fichten und Lärchen von unserer Sicht verdeckt war. Maxi machte sich bereit zum Schuss und wir warteten darauf, dass das schwache Kalb in der einzigen freien Schussschneise austrat. Plötzlich, wie aus dem nichts Pfiff uns ein junger Gamsbock an, welcher 50 Meter neben uns stand und unser Tun beobachtete. Wir schenkten ihm einen kurzen Moment der Aufmerksamkeit und er zog von dannen. Sobald der Bock von der Bildfläche verschwand trat das Kalb auf der anderen Grabenseite aus und ich gab Maxi die Freigabe für den Schuss. Keine zwei Sekunden später schoss er auch schon. Das Kalb brach direkt zusammen und rutschte Hang abwärts. Maxi war kaum mehr zu halten! Er war voller Emotionen und konnte es kaum fassen. Sein erstes Stück Rotwild lag. Waidmannsheil!
Da es schon relativ spät war beschlossen wir so schnell wie nur möglich zum erlegten Stück zu gehen um es zu bergen. Am Anschuss angekommen suchten wir die Bergwiese ab doch fanden nichts. Das Kalb muss weiter runtergerutscht sein. Das Problem an der ganzen Situation war, dass es weiter unten steiler wurde und in einen Graben überging. Andrea und ich gingen runter, mussten jedoch unsere Suche abbrechen da es bereits dunkel wurde und das Gelände fast nicht mehr zu begehen war. Weil alles schlussendlich zu gefährlich wurde entschlossen wir uns am nächsten Morgen bei Tageslicht weiterzusuchen.
Also gingen wir ohne Kalb zurück zur Jagdhütte.
In der Hütte angekommen trafen wir auf die anderen Gruppen und es wurde fleissig über das Erlebte erzählt. Da dies nun auch schon der letzte Abend des Camps war wurden die Erlebnisse dann bei Bier und Wein, vielleicht war auch der ein oder andere Schnaps dabei, besprochen. Der Abschlussabend wurde somit unter ausgelassener Stimmung bis in die frühen Morgenstunden ausgeweitet. Ein richtiges Fest unter tollen Leuten halt!!
Der Tag danach…
Ich werde geweckt und muss mich erst mal sammeln. Es erklingen die Worte: “Komm wir gehen das Kalb nachsuchen!“ Ich erhob mich aus dem Bett und suchte mein Zeugs zusammen. Seil, Rolle, Klettergurt… Ich war noch nicht 15min wach und schon sass ich zusammen mit Maxi, Shanna, Andrea und Marta im Auto. Mein Kopf war an diesem Morgen etwas langsamer als üblich und trotzdem galt es nun das erlegte Kalb zu finden. An der Stelle angekommen fixierte ich mein Bergseil an einem Baum und seilte mich einige Meter in den Graben ab. Leider immer noch ohne Erfolg.
Doch wir hatten ja noch einen Joker mit dabei. Blade meine Tirolerbracke. Da es in diesem Gelände nicht möglich gewesen wäre eine Nachsuche am langen Riemen zu machen schnallte ich ihn und er machte sich mit tiefer Nase an die Arbeit. Nach wenigen Minuten zeigte er uns auch schon das Stück. Nun galt es, das gefundene Kalb 200 Meter den Hang hinauf zur Strasse zu bringen. Das erste Teilstück aus dem Graben heraus ging mit Hilfe des Bergseils, einer Umlenkrolle und mit gemeinsamen Kräften relativ schnell. Die restlichen Meter galt es nun zu tragen. Die ersten 50 Schritte hatte ich das Kalb geschultert und für den Rest der Strecke übernahm dann Andrea. Was für ein Kraftakt nach solch einer kurzen Nacht. Nun noch das Stück versorgen und zurück zur Hütte.
Aufbruchsstimmung bei der Hütte.
Da einige Teilnehmer viele Stunden Fahrt vor sich hatten begann das Packen schon relativ früh und die ersten Teilnehmer verabschiedeten sich. Für die anderen ging es nochmals hoch zur oberen Hütte für ein Fotoshooting. Bei strahlend blauem Himmel machten wir viele schöne Aufnahmen und genossen die letzten gemeinsamen Stunden.
Abschliessend möchte ich mich bei allen Beteiligten bedanken. Meine Idee das Bergcamp in dieser Form zu realisieren wäre ohne euch nicht möglich gewesen. Die Erwartungen die ich hatte wurden übertroffen und ich hoffe solch eine Event dieser bald mal wieder mit euch durchführen zu dürfen.